MEINE ALTERNATIVE zu eurem Leben
- Da ist einfach
niemand. Ich bin alleine. Mit meinen Kindern und mit den Dingen die
ich besitze. Das genügt mir nicht mehr. Nein, es nicht nur so, dass
es mir nicht mehr genügt. Ich halte es nicht mehr aus. -
Ich halte es
nicht mehr aus, in einer Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern zu leben
und neben oberflächlichen Kontakten alleine zu sein. Außerhalb
meiner Kinder habe ich zwei vertrauensvolle Verbindungen: André, ein
langjähriger Freund der derzeit in Wien lebt. Unsere Freundschaft
haben wir schon immer über die Ferne geführt, Skype ist unser
Haupt-Kontakt-Medium. Getroffen haben wir uns selbst in der Zeit in
der wir im gleichen Bundesland gelebt haben oft maximal zwei Mal im
Jahr. Es ist ok. Es ist eine schöne, zeitlose und offenherzige
Freundschaft. André ist vielleicht der einzige Mensch auf der Welt,
der mich noch nicht wütend erlebt hat - und sich das nach seiner
Aussage auch nicht vorstellen kann.
Meine andere
Verbindung ist Carmen. Carmen habe ich während meiner letzten
Schwangerschaft in einer Facebook-Gruppe für Alleingeburten
kennengelernt. Nachdem unsere Babys geboren wurden fanden wir über
den Facebook-Messenger zueinander. Seit fast einem Jahr schreiben wir
uns beinahe täglich Whatsapp-Nachrichten bzw. sprechen sie im
Sprachnachrichtenmodus über die verschiedensten Themen wie
Ernährung, Ernährung, Kinder, Ernährung, meine persönlichen
Dramen, ihr Leben, Ernährung. Carmen hat ein großes und liebendes
Herz und trägt einen klaren und direkten Verstand mit sich herum.
Sie hat mich in den vergangenen Monaten durch viele meiner Themen
begleitet und das macht sie für mich, obwohl wir uns noch nie
gesehen haben, so wertvoll. Im August soll es endlich soweit sein.
Und auch wenn ich mich davor ein wenig fürchte, vor diesem 1.
Treffen, freue ich mich echt.
Tja und ansonsten
bin ich einfach verdammt alleine. Ich will mich nicht in
Selbstmitleid baden aber ich muss ehrlich sagen, dass das immer
wieder ein richtiges scheiß Gefühl ist. Meine Unabhängigkeit ist
mir extrem wichtig. Aber es geht mir mehr und mehr die Puste aus. Ich
wünsche mir, diese Reise mit einem anderen Erwachsenen teilen zu
können. Mit einem Mann an meiner Seite. Mit meinem Soul-Mate. Dabei
weiß ich nicht mal, ob es ihn wirklich gibt und ich am Ende doch in
einer unerfüllten Kompromiss-Beziehung lande. Ich will irgendwann
mal raus aus dieser Scheiße. Ich will Entscheidungen treffen, die
sich richtig anfühlen und Wachstum bereithalten. Ich mag nicht mehr
versuchen, ein Leben wie alle anderen zu führen. Dafür bin ich
einfach nicht geschaffen.
Es genügt mir nicht
mehr, alleine mit meinen Kindern in einem System zu leben, das
verhindern will, dass ich nach meiner Facon lebe. Darum besitze ich
die Verrücktheit, meine Besitztümer loszuwerden, meine Kinder und
mich wohnungslos zu machen und fortan durch die Welt zu ziehen. Und
hei, bei aller Vorfreude, klar kommen da Ängste hoch. Und wie. Aber
ich will das hier nicht mehr. Ich will es einfach nicht mehr. Anders
kann ich es nicht erklären. Denn eigentlich habe ich ein ziemlich
gemütliches Leben. Der Staat sichert mich finanziell ab, wenn auch
am Existenzminimum, wir leben sicher und warm. Abgesehen von dem
täglichen Frühaufstehen wegen der Schule kann ich mit den Kindern
tun und lassen wir wir wollen. Da mein Kleinster erst ein Jahr alt
ist, könnte ich das mindestens die nächsten fünf Jahre so weiter
machen. Aber warum sollte ich das wollen? Mich langweilt das. Bei
aller Liebe zu meinen Kindern, ich will mehr, ich will anderes. Aber
es ist für mich kein Weg, eine vom Jobcenter vorgeschlagene
Ausbildung als Bürokauffrau zu machen. Es für mich kein Weg, diesem
irren System mein Leben zu schenken. Ich war als Kind schon klug
genug zu wissen dass ich keine Arbeit tun werden, als die die mir
Spaß macht. Lange dachte ich, ich verwöhne mich selbst und hätte
nicht das Recht auf diesen gedanklichen Komfort. Immerhin reissen
sich so viele andere ja den A**** auf. Aber nein verdammt nochmal.
Das muss wirklich jeder für sich wissen. Meins ist es nicht. Bis
heute. Vielleicht ändert sich morgen meine Meinung. Aber heute:
nein.
Ich halte dieses
Leben einfach nicht mehr aus. Ich bin alleine, ich habe kein Geld. In
dieser Gesellschaft kann ich nicht zu meinem Glück finden. Darum
muss ich gehen. Ich habe absolut keine Ahnung, wo mich mein Weg
hinführt. Ich weiß ebenso wenig, wie das mit den Kindern wird und
für die Kinder. Ich weiß nur, dass es meinen Kindern gut geht, wenn
es mir gut geht. Hier gibt es keinen Weg mehr für mich. Nicht heute.
Vielleicht morgen. Irgendetwas wartet auf mich. Irgendetwas ruft
mich. Und weißt du was? Ich habe Angst, dass ich es nicht finde. Ich
weiß nur, dass ich Deutschland verlassen will. In die Ferne, in die
Wärme. Einfach erstmal weit weg von allem, von allen. Meine Familie
hinter mir lassen, meine Geschichte, meine Vergangenheit. Nein, ich
mache mir keine Illusion, ich weiß, dass das auf der anderen Seite
der Welt nicht zwingend besser funktioniert wie hier in Berlin. Aber
ein bisschen vielleicht schon.
- Ich weiß nicht,
warum ich lebe. Ich will das wissen. Und selbst wenn ich die Antwort
nicht finde, habe ich wenigstens mal was versucht, was so noch keiner
gemacht hat - mit drei Kindern um die Welt. Alleine. -
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